28. April 2023

Muttermilch ist die natürliche und physiologische Säuglingsnahrung. Aber manchmal klappt es mit dem Stillen nicht, und du musst andere Säuglingsnahrung geben, damit dein Baby gut gedeiht. Die richtige Wahl ist dann Pre-Nahrung, und zwar unabhängig vom Alter deines Säuglings. Was du bei der Wahl und beim Kauf beachten musst, und wie sich die Pre-Nahrungen preislich unterscheiden, erfährst du in diesem Artikel.

Ist Pre-Nahrung schädlich?

Liebe Mama, die sich diese Frage stellt…

Du weißt bestimmt, dass Stillen gesundheitlich das Beste für dein Baby ist. Dass Stillen wichtig ist für deine eigene Rückbildung, dass es dich ein Stück weit vor Brustkrebs schützt. Dass es eurer Mutter-Kind-Beziehung gut tut. Deshalb unterstütze ich Frauen beim Stillen.

Aber Pre-Nahrung ist auch eine akzeptable Nahrung, die du deinem Baby geben kannst (und solltest, wenn Muttermilch nicht ausreichend verfügbar ist!). Auch davon kann dein Baby wachsen und gedeihen. Wenn dein Baby im Krankenhaus mit Pre gefüttert wurde, oder wenn du eine Flasche Pre geben musstest, geht die Welt nicht unter. Du stillst einfach weiter. Dein Kind wird groß werden, und die eine oder andere Flasche Pre-Milch wird nicht schädlich, sondern vergessen sein.

Wenn du Pre zusätzlich zum Stillen gibst, solltest du aber wissen, dass das zum ungewollten Abstillen führen kann. Denn wenn dein Baby von Pre-Nahrung satt wird, fordert es seltener die Brust. Dann produziert die Brust weniger Milch, die dein Baby trinken kann. Dann musst du mehr Pre-Milch geben und so weiter. Bei Zwiemilchernährung, also Stillen und Pre-Nahrung, musst du sehr darauf achten, dass genau das nicht passiert. Also anlegen, anlegen, anlegen.

Wenn du physiologisch bedingt zu wenig Milch hast, oder aufgrund von Krankheit nicht stillen kannst oder aus einem persönlichen Grund entschieden hast, nicht zu stillen, dann bleibt in Deutschland kaum eine Alternative zur Pre-Nahrung. (In manchen anderen Ländern besteht auch die Möglichkeit, gespendete Muttermilch zu füttern.)

Das heißt, dass du dann Pre-Nahrung fütterst. Und zwar ohne schlechtes Gewissen, dass Pre-Nahrung schädlich sein könnte. Die Fakten bleiben zwar die gleichen: Dass nichtgestillte Babys häufiger an Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Erkrankungen leiden, dass häufiger Allergien und Übergewicht entstehen und auch das Risiko für Kieferfehlstellungen erhöht ist. Aber das bedeutet nicht, dass es genau dein Kind betreffen wird. Und wenn dein Kind doch krank wird, kannst du dir nie sicher sein, dass es ein vollgestilltes Kind gesund geblieben wäre. Es gibt auch später noch viele, viele Möglichkeiten, die Gesundheit deines Kindes zu fördern. Dein Kind wird wachsen und gedeihen, und ihr werdet eine wunderschöne Zeit zusammen verbringen.

Achte darauf, dass du die Milchflasche richtig zubereitest (in dem hier verlinkten Artikel beschreibe ich genau, wie man eine Flasche zubereitet) und dein Baby ganz nah an deiner Brust damit fütterst. Vermeide auch Überfütterung (in dem hier verlinkten Artikel erkläre ich, wie viel Milch dein Baby braucht). Genieße die Zeit mit deinem Baby.

Welche Pre ist die beste für mein Baby?

Pre-Milch ist grundsätzlich die richtige Säuglingsnahrung, wenn Muttermilch nicht zur Verfügung steht, und zwar unabhängig von der Marke, die sie herstellt. EU-weit gibt es Richtlinien, welche Inhaltsstoffe eine Pre-Nahrung haben kann und sollte. Du kannst mit allen diesen Produkten dein Baby großziehen.

Allerdings kann es sein, dass die Richtlinien manchmal dem Stand der Forschung hinterher hinken. Derzeit wird beispielsweise vermutet, dass ein ausgewogenes Verhältnis von DHA (eine bestimmte Omega 3-Fettsäure) und ARA (eine bestimmte Omega 6-Fettsäure) vorteilhaft ist – wobei ARA noch nicht in allen Säuglingsanfangsnahrungen enthalten ist. Die Testberichte von Ökotest und Stiftung Warentest beziehen solche neueren wissenschaftliche Erkenntnisse in ihre Bewertungen der Säuglingsnahrungen mit ein. Weiterhin wird in diesen Testberichten auf Schadstoffe untersucht. Die Testergebnisse können dir also einen guten Anhaltspunkt dafür liefern, welche Pre-Nahrung du für dein Baby kaufen könntest. (Lass dich aber bitte von den „schockierenden“ Aufmachern der Ökotest-Artikel nicht aus der Fassung bringen. Dort wird manchmal etwas übertrieben, damit möglichst viele Menschen die Testergebnisse kaufen. Zuletzt wurden keine gesetzlichen Schadstoffgrenzwerte überschritten.)

Wenn du im Internet nach einer geeigneten Pre-Nahrung für dein Baby suchst, dann wirst du Seiten finden, die Test-Berichte von Stiftung Warentest und Ökotest wiedergeben, was sehr hilfreich ist. Auf anderen Webseiten findest du eine davon abweichende Empfehlungen. Mach dir bewusst, dass die Webseitenbetreiber über sogenannte „Affiliate“-Links (über die du Pre-Nahrung bestellen kannst) Geld damit verdienen, dir ein bestimmtes Produkt anzupreisen. Oft werden nämlich genau die hochpreisigen Produkte empfohlen, weil sich damit über die Verkaufsprovision mehr Geld verdienen lässt.

Ich werde dir hier keine Marke nennen, die für euch angeblich die richtige ist. Ich habe für meine Kinder eine Pre-Milch gewählt, die zuletzt bei einer großen Test-Zeitung gut getestet worden war, einen für mich akzeptablen Preis hatte und in meiner Gegend gut verfügbar war. Falls sie mal in einem Geschäft ausverkauft war, konnte ich sie gut in einem anderen Geschäft erwerben. Ich bin dabei nicht markentreu: Da ich vor der Geburt jeweils immer aktuelle Testberichte gelesen habe, habe ich meinen Kindern auch jeweils ein aktuell passendes Produkt gefüttert.

Manche Familien kaufen auch Babynahrung online in großen Mengen auf Vorrat ein. Das hat Vorteile: es spart Stress und ermöglicht eine gute Vorratshaltung. Auf der anderen Seite kann es auch mal passieren, dass dein Baby die Nahrung doch nicht mehr so gut verträgt, oder dass du dich verrechnest und zu viel einkaufst. Dann bleibst du auf einem Vorrat an Pre-Nahrung sitzen, den du gar nicht mehr brauchst.

Ich habe hier für dich eine Übersicht über verschiedene auf dem Markt erhältliche, von Ökotest und/oder Stiftung Warentest getestete Pre-Milch-Produkte erarbeitet und auch den Preis pro 100ml flüssiger Nahrung ausgerechnet. Wie du siehst, unterscheiden sich die Sorten im Preis teilweise recht erheblich. Allerdings siehst du auch, dass auch günstige Produkte gut getestet worden sind – so kannst du mit gutem Gewissen auch zu einem preiswerten Produkt greifen.

Wenn du dir weiter unsicher bist, empfehle ich dir, selbst die Testberichte selbst zu kaufen und durchzulesen. Der von Ökotest kostet EUR 3,50, und der von Stiftung Warentest kostet EUR 4,90. Verglichen mit dem Preis für Pre-Nahrung, den du Monat für Moant zahlst, ist das eine geringe Summe.

Pre-NahrungBioStiftung Warentest
Urteil 2022
Ökotest
Urteil 2022
Preis pro 100ml (Euro)
Aptamil Anfangsmilch Pre (trinkfertig)nein3,30,94
Aptamil Profutura Duo Advance Preneinsehr gut0,45
Aptamil Pronutra Pre Anfangsmilchnein2,4gut0,33
Bebivita Anfangsmilch Prenein2,3befriedigend0,16
DM Babylove Anfangsmilch Preneingut0,14
dmBio Anfangsmilch Preja2,2gut0,13
Hipp Bio Combiotik Anfangsmilch Pre (trinkfertig)ja3,10,90
Hipp Bio Combiotik Pre Anfangsmilchja2,3gut0,32
Hipp Bio Pre Anfangsmilchja2,3mangelhaft0,20
Holle Bio Pre Anfangsmilchja2,5gut0,30
Humana Pre Anfangsmilchnein2,6ausreichend0,28
Löwenzahn Organics Bio Pre Anfangsmilchja2,0befriedigend*0,38
Milasan Anfangsmilch Prenein2,5ungenügend0,16
Milupa Milumil Pre Anfangsmilchnein2,2gut0,15
Nestlé Beba Pre Anfangsmilchnein2,2sehr gut0,30
Nestlé Beba Pre Anfangsmilch (trinkfertig)nein2,90,93
Nestlé Little Steps Prenein2,2gut0,16
Rossmann Babydream Anfangsmilch Prenein2,7gut0,14
Töpfer Lactana Bio Anfangsmilch Prejamangelhaft0,27
Testurteile und Preise für verschiedene Sorten Pre-Nahrung. Die Preise habe ich berechnet aufgrund der Preise der jeweiligen Produkte im Rossmann-Onlineshop. Ausnahmen: Die Preise von Töpfer Lactana Bio Anfangsmilch Pre, Holle Bio Pre Anfangsmilch, dmBio Anfangsmilch Pre, DM Bâbylove Anfangsmilch Pre stammen aus dem dm Onlineshop. Stand April 2023.
*Löwenzahn hat versichert, dass sich die Mängel, die zu der Bewertung geführt haben, auf eine nicht mehr erhältliche Charge beziehen.

Wenn das Baby schon im Krankenhaus mit Pre gefüttert wurde, dann bleiben vielen Eltern auch einfach bei dieser Marke. Das hat den Vorteil, dass du nicht die Milch wechseln musst. Allerdings hat es den Nachteil, dass du vielleicht eine überteuerte Nahrung kaufst.

Kann man Pre Milch wechseln und wenn ja, wann?

Grundsätzlich ist es bei Neugeborenen vorteilhaft, bei einer Sorte Pre-Nahrung zu bleiben, die dein Baby gut verträgt und die zu einem Preis, den du dir leisten kannst, gut in deiner Gegend verfügbar ist.

Wenn du allerdings von einer Pre-Nahrung auf eine andere umstellen willst, so wird empfohlen, dass du zunächst nur eine Mahlzeit am Tag auf die neue Sorte umstellst und abwartet, wie dein Baby es verträgt. Wenn alles in Ordnung ist, gibst du eine zweite Flasche der neuen Sorte und so weiter.

Ab dem Beikostalter ist der Verdauungstrakt auch ausreichend ausgereift, um die Pre-Milch abrupter umzustellen.

Wie lange wird Pre gefüttert?

Pre-Milch fütterst du (anstelle von oder zusätzlich zur Muttermilch) so lange, wie dein Baby aus einem Fläschchen trinkt. Für dein Baby sollte, trotz Beikost, Milch im ersten Jahr die Hauptnahrungsquelle sein. Wenn dein Baby im 2. Lebensjahr weiter ein Fläschchen verlangt, sollte auch dieses Pre-Milch enthalten. Kuhmilch kannst du nach dem 1. Geburtstag aus einer Tasse oder aus einem Glas anbieten.

Manche Eltern stellen von Pre-Milch auf 1er Milch um, weil sie das Gefühl haben, dass Baby von der 1er Milch besser satt wird. Manche Eltern beobachten auch, dass ihr Kind länger schläft und seltener trinken möchte. DIe sogenannte 1er Anfangsmilch kann laut Herstellerangabe sogar schon ab der Geburt gefüttert werden. Das hat allerdings keine gesundheitlichen Vorteile, sondern kann sogar eine Belastung für das Verdauungssystem darstellen. Die in der 1er Anfangsmilch enthaltene Stärke ist in Muttermilch nicht enthalten, und deshalb ist auch das Verdauungssystem des Säuglings nicht auf die Verdauung von Stärke ausgelegt. In dem hier verlinkten Artikel erläutere ich noch einmal ausführlich, welche Bestandteile in Säuglingsnahrung zu längerer Sättigung führen können.

Ich finde es an dieser Stelle noch einmal wichtig zu betonen, dass es der absolute Normalzustand für Babys ist, mit vielen Unterbrechungen zu schlafen und ein häufiges Saug- bzw. Trinkbedürfnis zu haben. Das ist nichts, was man mit der „richtigen“ Milchsorte „abstellen“ muss. Manche Eltern berichten auch, dass sich das Schlafverhalten des Kindes gar nicht geändert hat, nachdem sie vom Stillen auf Flaschenfütterung umgestellt haben. Ich persönliche habe meine eigenen Kinder ausschließlich mit Pre-Nahrung zugefüttert, bis sie keine Flasche mehr brauchten. Was für euer Baby, eure Familie das richtige ist, müsst ihr als Eltern allerdings selbst entscheiden.

Folgemilch, also 2er und 3er Nahrung, ist in ihrer Zusammensetzung noch deutlich weiter von der Muttermilch entfernt und damit physiologisch weniger an die Bedürfnisse deines Babys angepasst. Es wird allgemein davon abgeraten, auf diese Sorten umzustellen.

Was ist Pre HA und ist sie sinnvoll?

HA steht für hydrolysierte Anfangsnahrung, das heißt, dass die Einweiße in dieser diese Pre-Nahrung in kleinere, weniger allergene Eiweißbestandteile aufgespalten sind. Diese hydrolysierten, d.h. zerkleinerten Eiweißbestandteile soll das Immunsystem nicht als fremde Eiweiße erkennen und somit keine Abwehrreaktion starten. Auf diese Weise soll HA Pre das Allergierisiko senken. Empfohlen wurde diese Pre-Nahrung von manchen Fachleuten für nichtgestillte Babys, von denen mindestens ein Elternteil Allergiker ist.

Allerdings ist der Nutzen der HA Pre derzeit wieder stark umstritten. Die aktuelle Leitlinie Allergieprävention vom November 2022 empfiehlt daher nicht mehr generell die Verwendung von Pre HA für allergiegefährdete nichtgestillte Säuglinge. Babys sollen nach aktueller Empfehlung nur dann eine Pre HA Nahrung bekommen, wenn die Wirksamkeit genau dieses Produkts in wissenschaftlichen Studien belegt ist. Dies ist, meines Wissen nach, bislang bei keinem Produkt der Fall.

Unbestritten ist jedoch, dass Stillen statistisch gesehen das Allergierisiko vermindert. Stillen ist für alle Babys besser als Pre-Nahrung, aber gerade allergiegefährdete Kinder profitieren davon natürlich besonders.

Wenn du dich dazu entscheidest, Pre HA zu füttern, achte bitte darauf, dass du ausschließlich (neben Muttermilch) nur Pre HA gibst. Schon eine Flasche Pre könnte einen etwaigen positiven Nutzen der Pre HA zunichte machen, weil das Baby dann schon die entsprechenden allergieauslösenden Eiweißbestandteile aufgenommen hat. Anschließend nützt die Pre HA nichts mehr und erhöht nur deine Kosten.

Übrigens ist Pre HA nicht die richtige Nahrung für Säuglinge mit nachgewiesener Kuhmilchallergie. Diese Kinder erhalten eine Spezialnahrung, die der Kinderarzt verordnet.

Welche Pre-Nahrung bei Blähungen oder Verstopfung?

Manche Neugeborenen leiden unter Blähungen und Verstopfung. Das kann an der verwendeten Pre-Nahrung liegen, muss aber nicht. Manche Hersteller bieten Spezialnahrungen an, die die Verdauung begünstigen sollen, aber die Verwendung einer solchen Spezialnahrung solltest du mit deinem Kinderarzt besprechen. Der Arzt kann auch Hilfsmittel aus der Apotheke verschreiben.

Folgendes kannst du allein versuchen, wenn dein Baby unter Blähungen leidet:

  • Manche Mütter haben gute Erfahrungen mit der Umstellung auf eine andere hekömmliche Pre-Nahrung gemacht. Wenn du das Gefühl hast, es liegt an der Pre-Nahrung, kann das Abhilfe schaffen. Achte darauf, dass du langsam umstellst, und nicht zu viele Sorten durchprobierst. Das kann Babys Verdauungssystem nämlich zusätzlich belasten.
  • Trage dein Baby im Tragetuch umher. Die aufrechte Position kann helfen, dass Baby ein Bäuerchen macht. Außerdem wirkt es beruhigend.
  • Ein ruhiger, strukturierter Tagesablauf kann den Teufelskreis aus Überforderung, Weinen, Luftschlucken und Blähungen unterbrechen.
  • Massiere nach dem Wickeln den Bauch des Babys im Uhrzeigersinn, z.B. mit Bäuchlein-Öl.
  • Auch ein Kirschkernkissen auf dem Bäuchlein kann helfen, hier ist aber wichtig zu beachten, dass diese Kissen für Babys nur lauwarm sein sollen, keinesfalls so heiß wie für Erwachsene.
  • Der Fliegergriff, bei dem dein Baby in der Bauchlag auf deinem Arm liegend getragen wird, hilft manchmal.
  • Versuche, die Abstände zwischen den Flaschenmahlzeiten auf 2 Stunden oder länger zu erhöhen. Manche Babys vertragen die Vermischung von halbverdauter und frischer Milch nicht.
  • Achte darauf, dass dein Baby nicht zu viel und auch nicht zu wenig trinkt. In dem hier verlinkten Artikel erläutere ich, wie viel Nahrung dein Baby braucht und was du tun kannst, um es nicht zu überfüttern.
  • Du könntest, allerdings in Absprache mit deiner Hebamme oder dem Kinderarzt, die Pre-Milch statt mit Wasser mit Fencheltee anrühren.
  • Du kannst ein Anti-Kolik-Saugersystem ausprobieren, welches verhindern soll, dass das Baby Luft schluckt.

Mit welcher Babynahung hast du gute Erfahrungen gemacht? Ich freue mich über deinen Kommentar!

Alles Liebe

Sarah

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