Eine besondere Form des Stillens ist das Pumpstillen: Die Mutter pumpt die Muttermilch an der Brust ab und füttert sie dem Baby zumeist mit der Flasche. Pumpstillen wird häufig praktiziert bei Mehrlingen, Frühchen, saugschwachen Kindern oder wenn das Baby die Brust ablehnt, nachdem es mit einer Flasche zugefüttert wurde. Der Vorteil ist, dass das Baby die wertvolle Muttermilch bekommt, obwohl das Stillen an der Brust (aktuell) nicht möglich ist. Aber genug Milch für das Baby abzumpumpen, ist manchmal schwierig und muss erst erlernt werden. Hier bekommst du einige wertvolle Tipps.
Ein Wort an dich, liebe Abpump-Mama.
Zunächst einen ganz herzlichen Glückwunsch an dich, dass du ein Baby zur Welt gebracht hast! Ich wünsche eurer Familie von Herzen alles Gute.
Wenn du den Weg des Pumpstillens gehst, dann weißt du sicher, wie wichtig Muttermilch für dein Baby ist, und hattest dich auf das Stillen gefreut. Und dann hat es aus irgendeinem Grund nicht geklappt. Dein Baby ist zu saugschwach (gewesen) oder konnte aus anderen Gründen nicht richtig andocken. Vielleicht lief die Geburt auch anders als gewünscht. Vielleicht lief auch bloß mit dem Stillen von Anfang an alles schief.
Du hast gute Gründe, traurig zu sein. Dass du den Weg des Pumpstillens gehst, zeigt, dass dir die Gesundheit und das Wohlergehens deines Kindes sehr am Herzen liegt. Diesen Artikel habe ich für dich geschrieben, um dir den Weg leichter zu machen.
Wann Pumpstillen sinnvoll ist
Pumpstillen ist dann eine sinnvolle Alternative zum Stillen, wenn dein Baby deine Muttermilch bekommen soll, aber nicht direkt an der Brust trinken kann. Meistens ist das bei Frühchen und anderen saugschwachen Babys der Fall. Vielleicht hat es eine Weile gedauert, bis die Milchproduktion in Gang kam, zur Überbrückung hat das Baby Fläschchen bekommen – und lehnt jetzt die Brust ab. Vielleicht hast du auch Mehrlinge bekommen und weißt nicht, wie du sie alle gleichzeitig an der Brust sättigen sollst.
Zwillinge pumpstillen
Zwillinge zu stillen ist aus verschiedenen Gründen deutlich komplizierter, als einen Einling zu stillen: Zwei Babys, die hungrig sind und zwar sofort – zwei Babys, die angelegt werden müssen – und zwei Babys, die insgesamt doppelt so viel trinken müssen als ein Einling. Das stellt viele Mütter vor große Herausforderungen.
Aus Erfahrung kann ich sagen, dass es schon schwierig sein kann, ein einzelnes Baby gut an der Brust zu plazieren. Für zwei Babys braucht man gerade am Anfang der viel Unterstützung – und selbst dann klappt es nicht unbedingt gut.
Fakt ist, dass es für viele Frauen theoretisch möglich ist, Zwillinge zu stillen. Ich kenne Mütter, die das getan haben, einige von denen hatten die zuvor schon Kinder und waren „alte Hasen“ im Stillgeschäft. Eine Mutter, die ich kenne, hat auch ohne vorherige Stillerfahrung ihre Zwillinge gestillt – am Ende sogar nur noch mit einer Brust. Eine wichtige Voraussetzung beim Stillen von Zwillingen ist natürlich, noch mehr als beim Stillen von Einlingen, eine gute Unterstützung durch den Partner und das Umfeld.
Wenn es bei dir nicht geklappt hat, die Mehrlinge ausschließlich zu stillen, mach dir bitte keine Selbstvorwürfe, nur weil es bei anderen geklappt hat. Mehrlinge großzuziehen bedeutet genug Stress. Pumpstillen eine gute Alternative zum Stillen an der Brust, weil es den Stress, beide Kinder zugleich zu füttern, etwas abmildert und der Vater helfen kann. Außerdem kannst du die abgepumpte Milch, falls nötig, um zusätzliche Pre-Milch ergänzen.
Frühchen pumpstillen
Frühgeborene vor der 34. Schwangerschaftswoche haben oft noch Probleme mit dem Stillen. Stillen ist ganz schön anstrengend, da kräftig gesaugt (oder eher „massiert“) werden muss. Dazu kommt, dass das Saugen, Schlucken und Atmen ein komplexer Prozess sind, der für unreife Babys noch nicht zu bewerkstelligen ist.
Das Pumpstillen verhilft den Frühchen zu der Muttermilch, die für sie ganz besonders wertvoll ist. Frühgeborene bekommen die Muttermilch über eine Magensonde.
Für besonders kleine Frühgeborene unter 1.500g wird die Muttermilch noch mit zusätzlichen Nährstoffen angereichert, da sie zum Aufholen des Gewichts besonders viel Energie benötigen.
Pumpstillen bei Saugverwirrung
Saugverwirrung kann auftreten, wenn das Baby in den ersten Tagen und Wochen mit Flasche gefüttert oder mit Stillhütchen gestillt wird. Das Baby hat in diesem Fall noch nicht richtig gelernt, wie es mit der Zunge die Muttermilch richtig ausstreicht. Aus der Flasche läuft die Milch zumeist viel leichter heraus, und das Baby muss nur sie noch schlucken.
Manche Frauen, die anfangs mit einer Flasche zufüttern, müssen erleben, dass das Baby die Brust anschließend ablehnt. Das kann sehr verletzen, und außerdem bedeutet es oft das Ende der „Stillkarriere“. Pumpstillen kann hier eine gute Alternative sein.
Welche Vorteile hat das Pumpstillen?
Das Pumpstillen ist die beste Alternative, wenn das Stillen an der Brust nicht möglich ist:
- Muttermilch ist besser für dein Baby als Pre-Milch. Muttermilch hilft beim Aufbau des Immunsystems deines Babys, was sogar bis ins Erwachsenenalter hinein vorteilhaft ist. Außerdem leiden mit Muttermilch ernährte Kinder im späteren Leben seltener unter Erkrankungen wie Übergewicht und Krebs. Gerade für Frühchen gilt, dass Muttermilch hilft, den noch unreifen Darm zu fördern.
- Der Geschmack von Muttermilch verändert sich je nachdem, was du gegessen hast. Das Baby lernt darüber verschiedene Geschmäcker kennen, was später seine Essenspräferenzen beeinflussen kann. Gerade in der Phase des Beikoststarts kann das hilfreich sein.
- Ist es nur vorübergehend nicht möglich, das Baby zu stillen, schützt das Abpumpen davor, dass die Muttermilch weniger wird oder die Mutter gar versehentlich „abstillt“. Außerdem kann durchgängig Muttermilch gegeben werden, ohne auf Pre-Milch zurückgreifen zu müssen.
- Oft heißt es, dass Stillen oder Pumpstillen Geld spart, weil keine Pre-Milch gekauft werden muss. Ich persönlich stelle dieses Argument allerdings in Frage. Ich bin der Meinung, dass stillende Mütter gutes, nahrhaftes Essen brauchen, das genauso teuer sein kann, wie die eingesparte Pre-Milch.
- Die Mutter hat einen Überblick darüber, wieviel das Baby trinkt. Das ist gerade dann von Vorteil, wenn das Baby schnell an Gewicht zunehmen muss.
- Womöglich hat das Abpumpen, ähnlich wie das Stillen, einen positiven Effekt auf die Gesundheit der Mutter. Außerdem verringert es die Wahrscheinlichkeit, einen Milchstau zu bekommen.
- Auch der Vater oder eine andere nahe Bezugsperson kann das Baby mit Muttermilch füttern.
- Manche Mütter haben eine Abneigung gegen das Stillen oder wollen aus anderen Gründen nicht stillen. Dann ist Pumpstillen besser als Pre-Nahrung.
Lohnt es sich, mein Baby abzustillen und stattdessen abgepumpte Milch im Fläschchen zu geben?
Manche Mütter praktizieren das Pumpstillen, weil sie ein Frühchen zur Welt gebracht haben, das noch nicht effektiv an der Brust trinken konnte. Andere Mütter hatten eine schwierigen Stillstart, das Baby bekam eine Flasche und verweigerte die Brust. Grundsätzlich ist Pumpstillen gegenüber dem Stillen mit einem großen Mehraufwand verbunden: Die Pumpe muss nach jeder Pump-Session gereinigt werden, ebenso die verwendeten Flaschen und Sauger.
Pumpstillen ist auch aus gesundheitlicher Sicht erst die nächstbeste Alternative zum Stillen. Denn beim Pumpstillen wird die Muttermilch fast immer mit einer Flasche gefüttert. Das Baby kann dabei seine Nahrungsaufnahme weniger gut regulieren als beim Stillen, was wiederum zu Übergewicht führen könnte. (In dem hier verlinkten Artikel erläutere ich genauer, wie viel Nahrung ein Baby benötigt.) Weiterhin ist das Stillen die beste Ausgangsbasis für eine gute Entwicklung der Mund- und Kiefermuskulatur und beugt späteren Problemen mit der Sprachentwicklung und den oberen Atmungswegen vor. Häufiger Hautkontakt ist übrigens extrem gesund für dein Baby und auch eine wichtige Basis für eure Bindung – auch ein Grund, der für das Stillen spricht. Weiter unten erläutere ich auch noch einmal die Nachteile des Pumpstillens ausführlicher.
Wenn das Stillen an der Brust klappt, würde ich eine Umstellung auf das Pumpstillen deshalb nicht empfehlen. Allerdings leben wir natürlich nicht in der besten aller Welten und für manche Frauen bietet sich das Pumpstillen eine verlockende – oder auch als einzige – Alternative zum Stillen an:
- Weil das Trinken des Babys an der Brust als unangenehm empfunden wird.
- Wegen Rückkehr in den Beruf.
- Um den Partner oder andere Bezugspersonen stärker einbinden zu können und nicht die „einzige Option“ für das Baby zu sein.
- Aus der Hoffnung heraus, wieder bessere Nächte zu erleben.
6-8 Wochen nach der Geburt können viele Babys problemlos zwischen Flasche und Brust wechseln. Daher ist es auch eine Option, nicht komplett mit dem Stillen aufzuhören, sondern nur zusätzlich abzupumpen. Der Partner kann dann beispielsweise die nächtlichen Fütterungen übernehmen. Wenn jemand anders als du die Flasche anbietet, ist die Gefahr auch geringer, dass das Baby in deiner Gegenwart die Flasche gegenüber der Brust bevorzugt.
Wenn du erschöpft vom Stillen bist, ist der Wechsel auf das Pumpstillen übrigens wahrscheinlich keine langfristig sinnvolle Option, da das Pumpstillen mindestens genauso anstrengend sein kann. Vielleicht hilft es hier eher, kleine „Mama-Auszeiten“, zum Beispiel nachts oder am Wochenende, einzuplanen, während derer sich jemand anders um das Baby kümmern kann, damit du neue Kraft schöpfen kannst.
Ganz am Ende des Artikels erkläre ich genauer, wie das Abstillen beim Pumpstillen funktionert.
Nachteile des Pumpstillens
- Das Stillen fördert gegenüber dem Pumpstillen eine ganz besondere Nähe von Mutter und Baby. Beim Stillen wird das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet, das die Liebe zwischen Mutter und Baby stärkt und die beiden synchronisiert. Oft werden beide z.B. gleichzeitig müde.
- Pumpstillen erfordert viel Zeit und Disziplin. Die Milch abzupumpen nimmt etwa so viel Zeit in Anspruch, wie das Baby zu stillen. Allerdings ist das Baby vom Abpumpen noch nicht satt geworden und muss erst noch mit der Milch gefüttert werden. Ein Füttervorgang ist auch erst dann beendet, wenn die Utensilien entsprechend gereinigt worden sind. Da Mütter in der Regel auch nachts abpumpen müssen, kann das auch den Nachtschlaf beeinträchtigen. Außerdem kann beinahe überall gestillt werden, aber nicht abgepumpt. Dazu kommt, dass die Mutter während des Abpumpens eine stark eingeschränke Bewegungsfreiheit hat, aber sich auch gleichzeitig um das Baby kümmern muss, falls der Vater nicht zuhause ist.
- Das Abpumpen ist oft gar nicht so leicht und erfordert genug Ruhe und Zeit, um ausreichend Milch zu gewinnen. Manche Frauen bekommen an der Milchpumpe fast gar keine Milch. Es kann eine Weile dauern, bis sich das Abpumpen so etabliert hat, dass genug Milch für das Baby kommt. Viele Frauen klagen auch nach einigen Monaten, dass die Milch weniger wird. Oft liegt das daran, dass der Stress zunimmt und das Leben mit einem größeren Baby unruhiger wird…
- Die abgepumpte Milch hat nur eine gewisse Haltbarkeit. Die Angaben, wie lange die Milch aufbewahrt werden kann, unterscheidet sich ziemlich. Man liest, dass sauber abgepumpte und aufbewahrte Muttermilch sich 2-8 Stunden bei Zimmertemperatur, 1-5 Tage im Kühlschrank oder 6 Monate im Gefrierfach hält. Aber bevor du dich an diesen Angaben orientierst, frage noch einmal deine Hebamme.
- Pumpstillen kann teuer sein, wenn man eine Milchpumpe und andere Zubehör anschaffen muss.
Tipps zum Pumpstillen
Da das Abpumpen das Saugen des Babys an der Brust (und damit die Stimulation der Milchbildung) ersetzt, solltest du in etwa so häufig abpumpen, wie ein Baby an der Brust trinkt. Am Anfang wären das alle 2-3 Stunden, auch nachts.
Wenn es sich gut eingespielt hat und genug Milch vorhanden ist, kannst du die Abstände beim Abpumpen erhöhen oder sogar nachts eine Pause machen.
Das Baby braucht am ersten Tag nur wenige Milliliter Milch. Die Milchmenge erhöht sich täglich. Wenn das Baby eine Woche alt ist, trinkt es etwa 1/6 seines eigenen Körpergewichts. Ein Baby, das 3000g wiegt, trinkt also etwa 500ml Milch.
Entsprechend solltest du, je nach Alter deines Babys, etwa 50-200ml pro Session abpumpen, damit es für die nächste Mahlzeit reicht. In den ersten Tagen reicht natürlich viel weniger!
Das wichtigste beim Abpumpen ist, dass der Milchspendereflex ausgelöst wird. Viele Frauen empfinden ein warmes, kribbelndes oder ziehendes Gefühl dabei.
Wenn du 15 Minuten abpumpst, können 3-6 Milchspendereflexe ausgelöst werden. Ein großer Teil der Milch wird beim ersten Milchspendereflex abgepumpt, bei den folgenden nimmt die Milchmenge immer weiter ab. Wenn nach der ersten Portion Milch erstmal keine weitere kommt, lohnt es sich dennoch, dranzubleiben, bis der nächste Milchspendereflex ausgelöst wird.
Der Milchspendereflex wird normalerweise durch das Saugen des Babys an der Brust ausgelöst. Beim Pumpstillen wird das Baby quasi durch die Milchpumpe „ersetzt“. Wichtig ist zu wissen, dass das kein rein mechanischer Vorgang ist: Eine wesentliche Rolle spielt die Ausschüttung des Hormons Oxytocin. Oxytocin wird auch als „Bindungshormon“ oder „Kuschelhormon“ bezeichnet. Die Wahrnehmung deines Babys hilft bei der Oxytocinausschüttung und damit beim Auslösen des Milchspendereflexes. Einigen Frauen hilft es, nah beim Baby zu sein, es anzusehen und anzuhören, um besser abpumpen zu können.
Die abgepumpte Milch bekommt das Baby in der nächsten Mahlzeit. Falls die nächste Mahlzeit nicht innerhalb von zwei Stunden in Aussicht ist, sollte die Milch besser mit Datum und Uhrzeit beschriftet in den Kühlschrank gestellt werden. Vor der Mahlzeit wird die Milch sanft in einem Wasserbad erwärmt.
Um die Muttermilch länger aufzubewahren, kannst du sie 24 Stunden lang im Kühlschrank sammeln und dann auf einmal einfrieren. Jede Portion sollte abkühlen, bevor sie mit der kalten Milch vermischt wird. Zum Einfrieren gibt es spezielle Muttermilchbeutel zu kaufen, die du ebenfalls beschriften solltest.
Welche Pumpe zum Pumpstillen
Für das Pumpstillen eignet sich eine elektrische Doppelmilchpumpe, mit der beide Brüste gleichzeitig entleert werden können.
Eine solche Milchpumpe gibt es für gesetzlich Versicherte in der Apotheke auf Rezept auszuleihen. Für den Anfang ist es sinnvoll, so eine sehr teure Milchpumpe aus der Apotheke zu benutzen, da sie am effektivsten funktioniert. Das Rezept stellt dir entweder der Gynäkologe aus (beispielsweise bei Hohl- oder Flachwarzen, die das Stillen erschweren) oder der Kinderarzt (beispielsweise bei Frühgeborenen oder Saugschwäche).
Auf dem Rezept sollte das Pump-Set mit angegeben werden. Das Pump-Set besteht aus dem Aufsatz, der an die Brust gelegt wird, Schläuchen und einer Flasche, in der die Milch aufgefangen wird. Idealerweise wird ein Doppelpump-Set verwendet, in dem die Teile doppelt enthalten sind. Das Pump-Set wird aus hygienischen Gründen nicht gemietet, sondern es gehört dir.
Das Rezept gilt für vier Wochen und kann vom Arzt für jeweils zwei Wochen verlängert werden. Nach einigen Wochen sollte das Abpumpen gut eingespielt haben, dann kannst du dir privat eine Milchpumpe anschaffen. Auch hier ist eine elektrische Doppelpumpe sinnvoll.
Pumpstillen – wie oft und wie lange?
Zu Beginn solltest du häufig abpumpen, wie ein Baby an der Brust trinkt. Das Pumpen stimuliert die Milchproduktion. Empfehlenswert ist das Abpumpen in einem Rhythmus von 2-3 Stunden, für jeweils bis zu 20 Minuten, damit mehrere Milchspendereflexe ausgelöst werden können.
Tatsächlich kommt es aber darauf an, wieviel Milch das Baby braucht und wieviel Stimulation die Brust braucht, um genug Milch herzustellen. Das Ziel ist es nämlich nicht, möglichst häufig abzumpumpen, sondern ausreichend Milch für das Baby zu gewinnen. Manche Frauen müssen häufiger und länger abpumpen, bei anderen reicht es seltener und kürzer abzupumpen. Nicht nur die nötige Dauer der Stimulation, sondern auch die Effektivität des Abpumpens unterscheiden sich von Frau zu Frau.
Häufig wird morgens mehr und auch länger abgepumpt. Das liegt zum einen daran, dass oft nachts eine längere Pause gemacht wird. Außerdem ist nachts der Prolaktinspiegel besonders hoch, so dass in den frühen Morgenstunden meistens mehr Milch da ist.
Das Drumherum ist genauso wichtig wie die Technik.
- Mach dir keinen zusätzlichen Stress wegen der Milchmenge: Pumpstillen kann schwierig sein. Das Pumpen funktioniert gerade am Anfang manchmal nicht effektiv und ist für viele Frauen anstrengend. Wenn wenig Milch kommt, fördert das die Angst, dass Baby nicht statt wird. Da kann es hilfreich sein, etwas Pre-Milch im Haus zu haben, auf die im Notfall zurückgegriffen wird, bis sich die Milchmene reguliert hat.
- Gestalte dir das Abpumpen schön: Setz dich bequem hin, damit der Rücken gut gestützt ist. Höre dir etwas schönes an. Ein Hörbuch kann von negativen Gedanken ablenken. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass Musik hören den Stress reduziert und dadurch zu einer höheren Menge an abgepumpter Milch führt, die sogar einen höheren Fettgehalt aufweist. Genau wie beim Stillen, solltest du beim Abpumpen etwas zu trinken und einen Snack bei dir haben.
- Um die Milchmenge zu fördern, kann es hilfreich sein, engen Hautkontakt mit dem Baby zu haben. Kuschelt zwischendurch. Schau dein Baby an und bewundere den Neuankömmling. Das hilft zum einen, den Milchspendereflex auszulösen. Zum anderen erinnert es dich daran, dass das wichtigste gerade ein dieses wunderbare Baby ist, und nicht irgendwelche Kennzahlen wie Milchmenge.
- Um freihändig abpumpen zu können, kannst du dir ein entsprechendes Bustier kaufen oder einen BH präparieren. Schneide Löcher hinein, durch die du die Brusthauben führst. Dann hält der BH die Brusthauben an deiner Brust und du kannst mit deinen Händen etwas anderes machen.
- Viele Frauen pumpen dann ab, wenn das Baby gerade die vorige Milch getrunken hat und eingeschlafen ist.
- Es kann hilfreich sein, beim Abpumpen jemanden zur Hilfe zu haben, der sich um das Baby kümmert, falls es nicht schläft. Dann kannst du dich auf das Abpumpen konzentrieren. Idealerweise ist das der Vater des Kindes, aber auch die Oma kann das Baby nehmen und ein wenig herumtragen.
- Manchmal versuchen andere, in die eigenen Entscheidungen hereinzureden. Vielleicht erzählt dir eine ältere Verwandte, sie hätte ihre Kinder ja problemlos gestillt; oder jemand gibt dir ungefragt den Tipp, ganz auf Pre-Milch umzusteigen. Das kann verunsichern und verletzen. Da hilft es, sich selbst klar zu machen, dass die lieben Menschen im Umfeld meistens nur helfen wollen. Und klar zu sagen: Danke für den Tipp, aber ich mache es so, wie ich es mache. Eine gute Idee ist auch, nochmal ein Gespräch mit der Hebamme zu führen. Hebammen sind oft sehr gut darin, dich auf deinem Weg zu bestärken. Je sicherer du dir selbst bist, desto weniger verunsichern dann die gut gemeinten Ratschläge anderer. Übrigens: Dein Weg darf sich jederzeit wieder ändern.
Milchmenge regulieren
Zu viel Milch – Milchmenge reduzieren
Wenn Frauen beim Stillen zu viel Milch haben, trinkt das Baby die Brust nie richtig leer. Das kann schließlich zu Milchstau und Entzündungen führen.
Beim Pumpstillen ist das anders, da die Brust beim Abpumpen in der Regel vollständig entleert wird. Wenn du zu viel Milch hast, pumpst du mehr ab als eigentlich notwendig ist. Das ist nicht unbedingt gut, da du dir selbst gute Nährstoffe entziehst, die du am Ende vielleicht in den Abfluss schüttest.
Das Ziel sollte sein, die Abstände zwischen den Abpump-Session langsam zu steigern und kürzer abzupumpen. Das hat auch den Vorteil, dass du schließlich weniger Zeit mit Abpumpen verbringst.
Wenn du sehr viel Milch hast, kannst du auch auf die Pumpe verzichten und mit der Hand Milch gewinnen. Als Vorbereitung kannst du, nachdem du deine Hände gewaschen hast, eine Brustmassage durchführen, damit die Milch leichter fließt.
Um die Milch zu gewinnen, legst du deine Hand flächig auf die Brust. Zeige- und Mittelfinger liegen einander gegenüber mit etwas Abstand zur Brustwarze und bilden mit dieser eine gerade Linie. Dann übst du mit Zeige- und Mittelfinger einen leichten Druck zum Brustkorb hin aus und schiebst anschließend die beiden Finger mit der darunter liegenden Haut in Richtung der Brustwarze. Achte darauf, dass es sich zu keinem Zeitpunkt unangenehm oder schmerzhaft anfühlt.
Du musst die Position der Finger um die Brustwarze herum verändern, um aus allen Teilen der Brust die Milch zu gewinnen. Den Vorgang wiederholst du an der anderen Brust.
Achte bitte, wie beim Abpumpen auch, auf gute Hygiene.
Milch von Hand gewinnen
Zu wenig Milch – Milchmenge steigern
Wenn du beim Pumpstillen zu wenig Muttermilch hast, kannst du folgendes versuchen:
- Besprich zunächst mit deiner Hebamme das Problem und nimm ggf. eine Stillberaterin dazu. Stillberaterinnen unterstützen auch Frauen, die Abpumpen.
- Verwende für den Anfang eine elektrische Doppelmilchpumpe aus der Apotheke. Diese Pumpen sind am effektivsten.
- Wird der Milchspendereflex richtig ausgelöst? Du solltest nach 1-3 Minuten des Abpumpens ein Kribbeln oder Ziehen in der Brust spüren, worauf plötzlich viel Milch aus der Brust fließt. (Manche Frauen spüren den Milchspendereflex auch gar nicht!) Nach einer Weile versiegt die Milch, bis der nächste Milchspende ausgelöst. So können 3-6 Milchspendereflexe ausgelöst werden, die jeweils immer eine etwas geringere Menge Milch fließen lassen.
- Gestalte dir die Atmosphäre so stressarm und entspannt wie möglich. Es ist nachgewiesen, dass Musik hören die abgepumpte Milchmenge erhöht.
- Mache dir bewusst, dass du immer auf Pre-Milch zurückgreifen kannst. Dein Baby erhält trotzdem die wertvollen Inhaltsstoffe deiner Muttermilch. In diesem Fall würde ich zuerst die Muttermilch füttern und dann noch etwas Pre hinterher geben.
- Achte darauf, dass du ausreichend isst und nach Durst trinkst.
- Um die Milchbildung anzuregen, hilft es nicht unbedingt, länger, aber dafür öfters abzupumpen. Wenn du bisher alle 3 Stunden abpumpst, versuche es mal alle 2 Stunden.
- Du kannst versuchen, mit Hausmitteln wie Stilltee die Milchproduktion anzuregen. Hier kannst du nachlesen, wie Malzbier die Milchmenge steigern kann.
- Außerdem gibt es einige Nahrungsergänzungsmittel, die die Milchmenge erhöhen können.
- Falls das alles nicht hilft, kannst du es über ein verschreibungspflichtiges Medikament versuchen. Domperidon kann nachweislich die Milchmenge steigern.
- In diesem Artikel erfährst du mehr über die Ursachen, weshalb manche Frauen zu wenig Milch haben, obwohl sie „alles richtig machen“.
Plötzlich keine Milch mehr?
Wenn beim Abpumpen plötzlich kaum oder keine Muttermilch da ist, kann es daran liegen, dass die Mutter Stress oder Schmerzen ausgesetzt ist. Dabei kann sich ein Teufelkreis entwickeln, in dem die Mutter fürchtet, nicht genug Milch für das Kind zu haben, und dadurch weiter gestresst ist. Auch der Konsum von Alkohol kann die Milchmenge reduzieren.
Wenn nicht eine erneute Schwangerschaft oder Medikamente wie die Pille Ursache der Milchreduktion sind, dann ist Stress die häufigste Ursache. Hilfreich kann es sein, wieder einmal – so weit wie möglich – einen Tag im Bett zu verbringen und häufiger abzupumpen.
Dabei hat sich das Power-Pumpen bewährt, bei dem es darum geht, möglichst häufig den 1. Milchspendereflex auszulösen. Das Power-Pumping ähnelt dem Cluster-Feeding eines Babys an der Brust. Wenn Babys einen erhöhten Bedarf an Milch haben, zum Beispiel bei einem Entwicklungssprung, kommen sie auch häufiger und länger an die Brust, teilweise „andauernd“. Das wird als Cluster-Feeding bezeichnet.
Beim Power-Pumping wird 20 Minuten beidseitig abgepumpt, dann folgen 10 Minuen Pause, 10 Minuten abpumpen, 10 Minuten Pause, 10 Minuten abpumpen. Insgesamt wird also 40 Minuten lang abgepumpt, unterbrochen von insgesamt 20 Minuten Pausen, so dass du eine Stunde Zeit dafür einplanen musst. Das Power-Pumpen kannst du mehrmals am Tag durchführen. Nach 2-14 Tagen sollte sich deine Milchmenge wieder gesteigert haben.
Vom Pumpstillen zum Stillen
Du kannst natürlich zunächst versuchen, dein Baby an die Brust anzulegen (mit oder ohne Stillhütchen). Ein gute Zeitpunkt ist, wenn das Baby gerade aufgewacht und noch etwas schläfrig ist, hungrig aber nicht ausgehungert. Wenn es die Brust annimmt, solltet ihr das immer wieder gemeinsam üben.
Möchtest du vom Pumpstillen zum Stillen wechseln, kannst du dich darauf einstellen, dass es vermutlich nicht leicht sein wird. In jedem Fall solltest du die Hilfe einer erfahrenen Stillberaterin zuziehen.
Falls es so nicht klappt, wird es schwieriger. Hier zeige ich einen Weg, der funktionieren kann (aber nicht muss). Du brauchst dafür Flaschen mit verschiedenen Saugern, ein Stillhütchen und ein Brusternährungsset. Mach dich darauf gefasst, dass dein Baby bei jedem neuen Schritt verwirrt sein wird. Vielleicht klappt es auch nicht auf Anhieb. Deshalb sollt ihr es mit Ruhe angehen. Es kann Tage bis Wochen dauern, bis ihr euch umgewöhnt habt.
Im ersten Schritt solltest du dein Baby an verschiedene Sauger gewöhnen. Das Baby versteht dadurch, dass es die Saugtechnik variieren muss, um an die Milch heranzukommen.
Im zweiten Schritt legst du dein Baby an die Brust. Dafür „präparierst“ du deine Brust mit einem Sauger, den du über die Brustwarze legst. Daraus kann dein Baby natürlich keine Muttermilch trinken. Deshalb brauchst du ein Brusternährungsset. Den einen Schlauch ziehst du durch die Öffnung des Saugers, so dass gerade vorne die Spitze herausschaut. Den anderen Schlauch befestigst du weiter oben an deinem Brustbein. Das Baby soll lernen, sich zur Brust zu drehen, um an Milch zu kommen.
Wenn der zweite Schritt geklappt hat, wechselt du im dritten Schritt den Sauger gegen ein Stillhütchen aus. Notfalls kannst du weiter das Brusternährungsset nutzen, aber du kannst es auch ohne probieren.
Im vierten Schritt lässt du das Stillhütchen weg.
Abstillen nach dem Pumpstillen
Vielleicht fragst du dich, wann der richtige Zeitpunkt zum Abstillen gekommen ist. Pumpstillen fühlt sich weniger intuitiv als Stillen an und ist aufwändiger. Viele Frauen sind dadurch eher erschöpft und möchten früher abstillen. Grundsätzlich ist es natürlich gut, wenn dein Baby so lange Muttermilch bekommt, wie es ansonsten Pre-Milch aus der Flasche trinken würde – mindestens 1 Jahr lang (die WHO empfiehlt sogar mindestens 2 Jahre lang). Allerdings ist das für viele Frauen nicht realistisch. Andere mögliche Zeitpunkte zum Abstillen sind beispielsweise:
- 2 Wochen nach der Geburt (oder bei Frühchen 2 Wochen nach dem errechneten ET), wenn Baby in der Welt angekommen ist und größere Mengen trinkt und Mama aus dem Wochenbett aufstehen „muss“.
- 2-3 Monate nach der Geburt (oder nach dem errechneten ET), wenn das Immunsystem des Babys besser ausgereift ist.
- Ca. 6 Monate nach der Geburt (oder nach dem errechneten ET), wenn die Beikostreifezeichen erfüllt sind und der Darm des Babys auch andere Nahrungsmittel besser verarbeiten kann.
- Mit ca. einem Jahr, bei der Umstellung von Flaschennahrung auf Kuhmilch (aus dem Becher oder Glas).
- Wenn Mama wieder in ihrem anstrengenden Job arbeiten muss (beachte aber bitte, dass du gesetzlichen Abspruch auf „Abpumppausen“ hast!).
- Wenn Mama so erschöpft ist, dass sie die Zeit mit dem Baby nicht genießen kann.
Abstillen nach dem Pumpstillen ist oft einfacher als Abstillen an der Brust. Hierfür reduzierst du die Häufigkeit und die Dauer der Abpump-Sessions. Pumpe auf jedenfall ab, wenn die Brust spannt oder du Knötchen spürst. Du möchtest ja keinen Milchstau und keine Brustentzündung bekommen.
Du kannst übrigens auch auf die Pumpe verzichten und die Muttermilch von Hand gewinnen. Das kann dabei helfen, die Milchproduktion nicht übermäßig anzukurbeln und dennoch die Brust ausreichend und vor allem so zielgenau zu entleeren, dass es nicht zu einem Milchstau kommt. Weiter oben im Abschnitt „Zu viel Milch“ findest du ein Kästchen mit einer Anleitung dazu.
Manche Frauen berichten auch, dass ihnen ein oder zwei Tassen Salbeitee helfen, die Milchmenge zu reduzieren. Das ist war nicht wissenschaftlich belegt, kann aber nicht schaden.
Zum Abstillen kannst du dich auch noch einmal an deine Hebamme wenden.
Fazit
Wenn das Stillen aus irgendeinem Grund nicht möglich ist, ist Pumpstillen eine gute Alternative, um ein Baby mit gesunder, wertvoller Muttermilch zu versorgen. Das Pumpstillen kann anstrengend sein und erfordert viel Disziplin. Manche Frauen haben auch Schwierigkeiten, die Milch aus der Brust gut abzupumpen. Es gibt nicht viele Frauen, die dauerhaft Pumpstillen, aber einige haben gute Erfahrungen damit gemacht, da es ihnen mehr Flexibilität bietet.
Was sind deine Erfahrungen mit dem Pumpstillen?
Schreib mir einen Kommentar, ich antworte bestimmt.
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