Stillhütchen loswerden

Viele Mütter bekommen noch im Krankenhaus ein Stillhütchen „verordnet“ und haben anschließend Schwierigkeiten, es wieder loszuwerden.

Deine Gründe, ohne Stillhütchen stillen zu wollen, können sein:

  • Du hast einen Milchstau bekommen, weil das Stillhütchen verhindert, dass alle Milchgänge gut entleert werden.
  • Du bist vom Handling des Stillhütchens & den Hygienemaßnahmen genervt.
  • Du möchtest „pur“ stillen.
  • Dein Baby nimmt nicht ausreichend zu (was sich oft darauf zurückführen lässt, dass die Brust aufgrund des Stillhütchens nicht ausreichend entleert wird).
  • Das Stillen dauert zu lange, weil der Milchspendereflex verpätet ausgelöst wird

Wenn du bisher keinen Erfolg hattest, das Stillhütchen loszuwerden und nach besseren Tipps suchst, lies weiter.

Was du vor der Entwöhnung wissen solltest

Manche Probleme tauchen wieder auf

Manchmal werden Frauen diese Stillhütchen einfach „nachgeworfen“, aber manchmal gab es auch wirkliche Probleme, über die das Stillhütchen hinweg geholfen hat.

Vielleicht war dein Baby nicht gut angelegt, weshalb du wunde Brustwarzen bekommen hast (und niemand hat euch gut unterstützt).

Vielleicht hat dein Baby orale Restriktionen (z.B. zu kurzes Zungenband), was ebenfalls zu wunden Brustwarzen geführt haben kann.

Vielleicht waren deine Brustwarzen aufgrund ihrer Form schwer für dein Baby zu greifen (und niemand hat euch gut unterstützt).

Es kann sein, dass diese Probleme wieder auftauchen, sobald du das Stillhütchen weglässt.

Wenn du also jetzt anfängst, ohne Stillhütchen zu stillen und Schmerzen oder wunde Brustwarzen bekommst, dann nutze vorerst weiter das Stillhütchen und wende dich an eine Stillberaterin!

Saugverwirrung

Desweiteren solltest du wissen, dass ein Stillhütchen einen „Superstimulus“ auslösen kann. Das bedeutet folgendes:

Dein Baby fühlt beim Stillen die Brustwarze an seinem Gaumen. Dieser Stimulus sorgt dafür, dass es anfängt zu trinken und zu schlucken. Ein vom Material festeres und breiteres Stillhütchen als die Brustwarze, das das Baby an seinem Gaumen spürt, führt zu einem stärkeren Stimulus.

Dein Baby merkt sich diesen Superstimulus. Es kann sein, dass es jetzt davon verwirrt ist, wenn deine Brust sich weicher ausfühlt. Oder wenn es mehr Brustgewebe im Mund spürt. Man spricht deshalb auch von Saugverwirrung.

Daher ist jetzt der richtige Zeitpunkt, um noch einmal die Größe des Stillhütchens zu überprüfen. Denn bei einem kleineren Stillhütchen ist der Stimulus weniger stark.

Die Faustregel für die Größe des Stillhütchens lautet: So klein wie möglich, aber so groß wie nötig. Je kleiner das Stillhütchen, desto besser kann sich dein Baby umgewöhnen.

Kannst du vielleicht eine kleinere Größe verwenden, ohne dass die Brustwarze im Schaft scheuert und sich verletzt? (Falls du aktuell die ideale Größe hast, verwende diese bitte weiter.)

EURE STIMMUNG

Ganz oft berichten Frauen interessante Geschichten darüber, wie sie das Stillhütchen losgeworden sind. Zum Beispiel:

  • Eine Mutter hat einen „letzten Versuch“ ohne Stillhütchen gestartet, bevor sie das Stillen ganz aufgeben wollte. Und plötzlich hat es geklappt.
  • Das Stillhütchen ist nachts – von Mutter und Baby unbemerkt – von der Brust gerutscht, und sie haben einfach weiter ohne Stillhütchen gestillt.
  • Mutter und Baby waren unterwegs und hatten das Stillhütchen zuhause vergessen. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als ohne Hütchen zu stillen, und es hat geklappt.

Was ich damit sagen will?

Manchmal – nicht immer!! – liegt es an den Erwartungen, die Mama und Baby haben.

Manchmal hat eine Mama die Idee verinnerlicht, dass ihre Brustwarze nicht „gut genug“ ist – und das (vermeintlich) notwendige Stillhütchen bestätigt diese Idee. Wenn diese Mama dann das Stillhütchen weglässt, fühlt sie sich wie eine Rabenmutter, weil sie innerlich glaubt, dass ihr Baby ohne Stillhütchen „keine Chance“ hat, an die Milch zu kommen. Sie ist angespannt, das Baby ist angespannt, es klappt nicht.

Manchmal glaubt eine Mama, dass das Baby nicht ohne Hütchen stillen kann – weil es vielleicht wirklich in den ersten Wochen so gewesen ist. Weil der Versuch, ohne Stillhütchen zu stillen, immer in Stress ausgeartet ist, hat sie das Stillhütchen als Krücke akzeptiert. Sie hat Angst, dass es wieder stressig wird, so dass sie das Stillhütchen auch später nutzt, wenn das Baby es gar nicht mehr bräuchte. Versucht sie, das Stillhütchen wegzulassen, ist sie angespannt, das Baby ist angespannt, es klappt nicht.

Versteh mich nicht falsch.

Ich meine damit nicht, dass es nur „in deinem Kopf“ ist. Oft haben Babys wirklich Schwierigkeiten mit der Umgewöhnung, manchmal müssen sie die richtige Trinktechnik erst wieder „umlernen“.

Was ich wirklich meine: Manchmal klappt es besser, wenn du es schaffst, entspannt zu sein. Weil sich deine Anspannung sehr leicht auf dein Baby überträgt. Und dein Baby damit eine Unsicherheit empfindet. Und diese Unsicherheit bewirkt, dass es nicht „traut“, ohne Stillhütchen zu trinken.

Warum? Muttermilch ist überlebenswichtig. Eine etablierte Stillroutine zu durchbrechen fühlt sich daher für dein Baby riskant an. Dein Baby weiß nicht, dass es ohne Stillhütchen noch besser sein kann.

Die 11 Schritte zur Stillhütchen-Entwöhnung

1. Hautkontakt

Hautkontakt ist eines der besten Heilmittel gegen alles und hilft deinem Baby, sich mit dir zu synchronisieren.

Habt so viel Hautkontakt wie möglich, nicht nur während des Stillens.

Badet, kuschelt, spielt nackig. So manches Baby nutzt hier schon mal eine Gelegenheit, an der Brust anzudocken.

2. Deine Erwartungen

Gehe an das Stillen ohne Stillhütchen heran wie ans Fahrradfahren.

Setzt du dein Kleinkind aufs Fahrrad und erwartest, dass es einfach losfährt?

Nein, du übst eine Weile mit deinem Kind.

Je nachdem, wie dein Kind motorisch entwickelt ist (und, ehrlich gesagt, je nach Charakter), dauert es kürzer oder länger, bis es wirklich Fahrrad fahren kann.

Und wenn es nicht auf Anhieb klappt, bis du nicht enttäuscht oder gibst auf.

Genauso solltest du deine Erwartungen in Sachen Stillhütchen anpassen.

Du sagst dir: Heute üben wir. Ein andermal klappt’s dann perfekt.

3. Entspann dich auf mein Kommando

Leichter gesagt als getan, ich weiß. Es ist aber wichtig, dass du dein Nervensystem regulierst.

Deine Energie überträgt sich auf dein Baby.

Du weißt, dass das Stillen ohne Stillhütchen besser ist, aber wenn du es nicht verkörperst, glaubt dir dein Baby nicht. (Und du dir selbst auch nicht…)

Ich gebe dir zwei kurze Atmenübungen, die du vor dem Stillen durchführen kann.

Fühl in deinen Körper herein. Wenn du merkst, dass du angespannt bist, dann versuche, tief in den untersten hinteren Rippenbogen zu atmen. Damit regulierst du deinen Vagusnerv.

Wenn du merkst, dass deine Gedanken kreisen und du gar nicht richtig in deinem Körper bist, dann kann dir folgende Übung helfen: Schließ die Augen und versuche langsam, dein Ich aus deinem Kopf in deine Gebärmutter nach unten zu transportieren, wie in einem Aufzug. Atme dann tief in deine Gebärmutter. Dadurch wirst du innerlich weicher, weiblicher und mütterlicher.

4. Ein schlafendes Baby ist schon bald ein hungriges Baby

Die beste Chance, dein Baby anzulegen, hast du, wenn es noch im Halbschlaf ist. Deshalb beobachte dein schlafendes Baby und warte auf die ersten Stillzeichen: Augenbewegungen (auch bei geschlossenen Lidern), Fuchteln, Räkeln. Jetzt kannst du versuchen, dein Baby einfach an die Brust anzulegen.

Je schläfriger, desto besser…

5. Milch ist überzeugend

Du kannst deine Brust verheißungsvoller machen, indem du etwas Milch von Hand gewinnst und deinem Baby die Brustwarze mit leckerer Milch dran anbietest.

6. Deine Stimme

Dein Baby liebt deine Stimme. Sprich mit deinem Baby in einer möglichst ruhigen, aufmunternden Tonlage. Wenn du nicht weißt, was du sagen sollst, kannst du dein Baby einfach loben.

7. Ständig stillen

Ein hungriges Baby ist nicht gut darin, etwas neues zu lernen. Deshalb hilft es, wenn du in der Stillhütchen-Abgewöhnungsphase dein Baby alle zwei Stunden stillst. Oder öfters. Sei einfach allzeit bereit.

8. Es geht nicht gegen den Willen deines Babys

Wenn dein Baby ganz offensichtlich nicht ohne Stillhütchen stillen will, oder gar die Brust anschreit… Nutz das Stillhütchen.

Du willst nicht, dass dein Baby deine nackte Brust mit schlechten Gefühlen assoziiert.

Außerdem ist das Gehirn deines Babys nicht lernfähig, wenn dein Baby sich aufregt.

Probier es lieber zu einem anderen Zeitpunkt wieder.

9. Brust vorbereiten

Wenn deine Brustwarzen flach oder sehr weich sind, kannst du sie auf verschiedene Arten etwas „vorformen“, damit dein Baby sie besser greifen kann.

Ein Eiswürfel oder ein kalter Waschlappen kann helfen, deine Nippel aufzurichten.

Mit einer Handmilchpumpe kannst du versuchen, die Nippel in die rchtige Form zu bringen.

Oder du nutzt einen Brustwarzenformer aus der Apotheke.

Sollte deine Brust zu prall sein, kann es helfen, zunächst etwas deine Brust zu massieren und etwas Milch von Hand zu gewinnen, damit die Brust weicher wird.

10. Besser anlegen

Dein Baby kann deine Brust besser „fassen“, wenn du folgenden Trick verwendest:

Ziehe die Haut über dem Warzenvorhof sanft nach hinten, so dass deine Brutwarze nach oben zeigt.

Berühre mit der Brustwarze die Nase deines Babys. Das Kinn sollte sich in der Brust verankern.

Jetzt muss dein Baby seinen Mund weit öffnen, um die Brust zu fassen.

11. Austricksen

Wenn dein Baby es noch nicht mal versuchen will, kannst du es austricksen.

Zunächst legst du dein Baby mit Stillhütchen an und lässt es trinken.

Wenn es mit geschlossenen Augen trinkt, kannst du es abdocken, das Stillhütchen entfernen und dein Baby wieder andocken.

Es muss aber wirklich schnell gehen, damit dein Baby nichts merkt.

Kein Stress

Mit Stress funktioniert es nicht.

Wenn du dich anspannt, oder dein Baby sich aufregt…

lass es sein und versuch es bei der nächsten Stillmahlzeit oder morgen oder oder.

Manchmal hilft es auch, die Perspektive zu wechseln:

Wir sind zusammen, wir haben einander… das Stillhütchen ist eigentlich gar nicht so wichtig.

Viel Erfolg!!!

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