Einfach alles über das Stillen mit dem Brusternährungsset.

Hey, Mama.

Du musst dein Baby zufüttern?

Du weißt, dass es zu ungewolltem Abstillen kommen kann?

Aber natürlich willst du dein Baby weiter stillen?

Dann könnte ein Brusternährungsset das richtige Stillhilfsmittel für dich sein.

Das Brusternährungsset gilt als Goldstandard beim Zufüttern mit Muttermilch oder Pre-Nahrung.

Warum? Weil damit das Zufüttern an der Brust gelingt.

Das hat gegenüber anderen Zufütterungsmethoden den Vorteil, dass

  1. dein Baby das Stillen an der Brust lernen kann, falls es bisher noch nicht effektiv trinkt,
  2. deine Brust gut animiert wird, weiterhin Muttermilch herzustellen,
  3. das Füttern an der Brust für das Baby alternativlos ist und deshalb keine Vorliebe für z.B. die Flasche entstehen kann.

Wie funktioniert das Stillen mit einem Brusternährungsset genau?

Für wen ist es geeignet?

Welche Fallstricke gibt es und wie kannst du sie vermeiden?

In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige, um erfolgreich mit einem Brusternährungsset zu stillen.

Was ist ein Brusternährungsset?

Ein Brusternährungsset ist ein kleines Hilfsmittel, das es dir ermöglicht, dein Baby während des Stillens zusätzlich mit Muttermilch oder Pre-Nahrung zu versorgen. Das Set besteht aus einem dünnen Schlauch und einer mit Milch befüllten Flasche. Der Schlauch führt von der Flasche zu deiner Brust, wo er so an der Brustwarze befestigt wird, sodass dein Baby die zusätzliche Milch bekommt, während es gleichzeitig an deiner Brust saugt.

So bekommt dein Baby alle Nahrung, die es benötigt, an deiner Brust. Gleichzeitig wird deine Brust weiterhin durch den Saugreiz stimuliert, um die Milchproduktion zu steigern.

Leider ist das Zufüttern mit einem Brusternährungsset etwas, das auch erst einmal gelernt sein will, und die meisten Informationen im Internet sind dazu veraltet. Das liegt daran, dass bis vor einigen Jahren nur einziges Brusternährungsset auf dem deutschen Markt erhältlich war:

Früheres Medela Brusternährungsset

Dieses Brusternährungsset ist seit 2023 nicht mehr erhältlich und durch ein neues Modell ersetzt worden. Außerdem gibt es inzwischen Brusternährungssets von weiteren Herstellern zu kaufen. Jedes funktioniert ein wenig anders, hat andere „Tücken“ und hat auch jeweils andere Anwendungsbereiche.

 

Aktuell erhältliche Brusternährungssets von Medela, EnFit, Haakaa, sowie Spritze+Sonde von Vygon Nutri Safe 2

Du überlegst dir, ein Brusternährungsset zu kaufen?

Früher war das Medela Brusternährungsset der Standard. Inzwischen gibt es drei unterschiedliche Modelle auf dem Markt, aber welches ist für euch das Richtige?
Du bekommst meine kostenlose und absolut unabhängige Kaufberatung in wenigen Minuten in dein E-Mail-Postfach.
Ich erkläre dir die Anwendungsbereiche, vergleiche die realistischen Kosten und gebe Tipps, wie du kostengünstig das Zufüttern an der Brust ausprobieren kannst.

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Wann ist ein Brusternährungsset notwendig?

Ein Brusternährungsset ist kein notwendiges Hilfsmittel, nur das Zufüttern ist bei manchen Babys notwendig. Es kann aber in sehr vielen Fällen hilfreich sein, wenn dein Baby zugefüttert werden muss, z.B.:

  • wenn dein Baby unterzuckert ist
  • wenn sich dein Milcheinschuss verspätet und ihr bis dahin zufüttern müsst
  • wenn dein Baby ein (spätes) Frühchen ist und die richtige Stilltechnik erst noch lernen muss
  • wenn dein Baby orale Restriktionen (z.B. Probleme mit Zungen-/Lippenbändchen, KL(G)S) hat und deshalb (noch) nicht effektiv stillen kann
  • wenn dein Baby aus anderen Gründen Schwierigkeiten hat, die Brust richtig zu entleeren (z.B. Babys mit Down-Syndrom)
  • wenn du vorübergehend zu wenig Milch hast und deine Milchmenge erhöhen willst
  • wenn du dauerhaft zu wenig Milch hast (z.B. zu wenig Milchdrüsengewebe), aber dein Baby trotzdem stillen möchtest
  • für Adoptivmütter bzw. Stillen ohne Geburt
  • wenn dein Baby aufgrund voriger Zufütterung mit der Flasche die Brust ablehnt und du wieder stillen möchtest

Es gibt also richtig viele Anwendungsbereiche für ein Brusternährungsset. Wenn dein Baby Schwierigkeiten mit dem Stillen hat oder du grundsätzlich nicht weißt, wo genau das Problem liegt, solltet ihr euch von einer IBCLC Stillberaterin unterstützen lassen.

Wenn du Probleme mit deiner Milchmenge hast und deine Hebamme sich gut mit dem Stillen auskennt, kann sie dir vielleicht schon gut weiterhelfen. Denn welches Problem auch immer ursächlich für den Milchmangel ist, es sollte behoben werden. Wenn deine Hebamme dir nicht ausreichend weiterhelfen kann, dann ist das kein Grund, schon aufzugeben. Nimm Kontakt auf zu einer erfahrenen Stillberaterin vor Ort – auch, um dich beim Zufüttern mit dem Brusternährungsset unterstützen zu lassen.

Gründe gegen das Stillen mit dem Brusternährungsset

Auch wenn das Zufüttern an der Brust als Goldstandard gilt, ist es nicht das richtige für jede Mutter. Ich selbst habe viel Erfahrung mit dem Brusternährungsset gesammelt, weil ich 3 Babys für insgesamt 14 Monate mit so gestillt habe. Deshalb kenne ich dir Vorteile genauso wie die Nachteile aus eigenem Erleben.

  • Es ist deutlich aufwändiger als eine Flasche. Wenn du z.B. noch größere Kinder mit versorgen musst, kann es einfach unpraktikabel sein und zu viel Reibung in der Familie erzeugen.
  • Es kann sich medizinisch anfühlen und deine Aufmerksamkeit immer wieder auf die „Problematik“ lenken. Das wiederum kann dazu führen, dass euer eigentlich inniges Fütterungsritual überschattet wird.
  • Es macht das Stillen unintuitiver und nimmt dem Stillen etwas von seinem Reiz.
  • Die aktuell erhältlichen Brusternährungssets haben leider alle ihre Tücken und Ärgernisse.

Manchmal ist ein Brusternährungsset der Retter in der Not. Manchmal ein Fremdkörper, an den man sich nicht gewöhnen kann. Und auch das ist ok.

Übrigens: Wenn du das Brusternährungsset zu unhandlich findest, dann kannst du einen weiteren Versuch mit einem BES eines anderen Herstellers machen. Infos dazu fidnest du bei meiner unabhängigen Kaufberatung (s.o.).

Wie funktioniert das Stillen mit dem Brusternährungsset?

Vorbereitung des Sets: Zunächst achtest du darauf, dass du saubere Hände hast und alle Teil des Brusternährungsset gemäß Anleitung gereinigt bzw. sterilisiert sind. Dann befüllst du den Behälter des BES mit der gewünschten Milchmenge. Du kannst entweder Muttermilch oder, falls du nicht genug Milch hast, Pre-Milch verwenden. Achte darauf, dass der Schlauch richtig am Behälter und an deiner Brust befestigt ist. Du kannst den Schlauch mit einem in der Apotheke erhältlichen (bzw. bei manchen BES mitgeliefertem) hautfreundlichen Klebeband an der Brust fixieren, damit er nicht verrutscht. Der Schlauch sollte so an der Brust angebracht sein, dass er beim Stillen Kontakt zur Oberlippe des Babys hat. Aber mach dich wegen der Position erstmal nicht verrückt, das lernst du mit der Zeit. Vor dem Anlegen sollte der Milchfluss am Schlauch abgeklemmt sein.

Anlegen deines Babys: Wichtig ist, dass du dein Baby wie beim normalen Stillen anlegst. Der Schlauch des BES sollte entlang deiner Brustwarze verlaufen, dein Baby sollte den Mund sehr weit öffnen und möglichst viel Brustwarzengewebe in den Mund nehmen. Der Schlauch sollte dabei ca. 1,5-2cm weit in den Mund deines Baby hineinragen. Dein Baby wird dadurch beim Saugen sowohl deine Milch als auch die Milch aus dem BES bekommen.

Der Schlauch sollte an der Brustwarze entlang verlaufen und beim Anlegen deines Babys ein Stück über die Mamille herausragen. Wenn dein Baby an der Brust stillt, zieht es sie im Mund in die Länge. Im Gegensatz zur Brust ist der Schlauch nicht dehnbar.

Milchfluss kontrollieren: Du kannst jetzt die Klemme bzw. das Stellrädchen (je nach Variante) öffnen. Beobachte den Milchfluss, ob die Milch auch wirklich fließt. Du kannst entscheiden, wann dein Baby die Milch aus dem BES bekommen soll. Oft empfiehlt es sich, erst einmal ohne die zusätzliche Milch zu stillen und die zusätzliche Milch erst dann freizugeben, wenn dein Baby beginnt, unruhig zu werden. Bei anderen Babys ist es besser, erstmal ein „Erfolgserlebnis“ durch einige Schlucke Milch zu geben, damit sie die Brust besser akzeptieren.

Troubleshooting: Wenn du feststellst, dass aus dem Schlauch keine Milch fließt, dann gehst du folgendermaßen vor: Du kontrollierst zunächst, ob du den Schlauch schon abgeklemmt hast. Wenn das der Fall ist, kontrollierst du, ob der Schlauch richtig im Mund sitzt. Liegt er zu tief im Mund oder nicht tief genug, dann ist das Saugen nicht effektiv genug.

Manchmal passiert es auch, dass zunächst Milch aus dem Schlauch kam und dann nicht mehr kommt. Das erkennst du daran, dass sich so ein paar Luftblasen im Schlauch auf der Stelle hin und herbewegen oder dass dein Baby unzufrieden wird. Dann kontrollierst du wieder, ob der Schlauch richtig im Mund sitzt. Wenn das alles ok ist, kann es auch sein, dass noch ein Klümpchen in der Pre-Nahrung war und jetzt irgendwo im Schlauch feststeckt. Das kann auch passieren, wenn du Muttermilch im Kühschrank hattest und nicht komplett erwärmt hast, dann kann sich ein Klümpchen Milchfett absetzen. Weil das sehr nervig ist und das Stillen unnötig unterbricht, achte gut darauf, dass wirklich alles gelöst ist.

Reinigung: Achte darauf, dass du alle Teile des Brusternährungssets gemäß Anleitung reinigst und sterilisierst. Es lohnt sich, wenn du länger zufüttern musst, zusätzlich zum Brusternährungsset einen Dampfsterilisator anzuschaffen, damit du die Teile nicht im Topf auskochen musst (günstige Varianten gibt es schon für unter 30 Euro, und sie funktionieren auch).

Gemeinsame Lernphase

Das Stillen ist eine der natürlichsten Sache der Welt, und trotzdem muss es erst einmal gelernt sein. Genau wie ein Baby das Laufen lernen muss, müssen Mama & Baby das Stillen lernen.

Das Brusternährungsset bringt noch eine zusätzliche Herausforderung herein. Wenn du erfolgreich mit dem Brusternährungsset stillen möchtest, musst du selbst das Stillen besser verstehen.

Deine Milchspendereflexe erkennen: Die Milch fließt nicht gleichmäßig aus der Brust, sondern in Schwüngen. Dein Baby löst durch seine Saugbewegung einen Milchspendereflex aus, daraufhin fließt die Milch. Dann dauert es eine Weile, bis der nächste Milchspendereflex ausgelöst wird. Deshalb muss dein Baby zwischen den Milchschwüngen immer mal eine Weile „trocken“ saugen. Manche Frauen spüren ihren Milchspendereflex. Andere Frauen erkennen den Milchspendereflex nur daran, dass das Baby zu schlucken beginnt. Die Episoden zwischen zwei Milchspendereflexen sind die Phasen, in denen schwache Babys oft vorzeitig einschlafen, und stärkere Babys ungeduldig werden. Hier kann es helfen, die zusätzliche Milch fließen zu lassen.

Die Erwartungen deines Babys verstehen: Manche Babys sind effektive und geduldige Trinker, trinken leer und saugen und saugen. Hier reicht es aus, erstmal ohne zusätzliche Milch zu stillen und erst dann, wenn wirklich nichts mehr kommt, die zusätzliche Milch „zuzuschalten“.

Mache Babys sind sehr ungeduldig (Gemüt oder Hunger), oder zeigen vielleicht Anzeichen, die Brust abzulehnen. Hier kann es helfen, erstmal den Milchfluss zu öffnen, bis dein Baby zufrieden ist, und erst dann die Milch abzudrehen, oder je nach BES Modell, den Milchfluss geringer einzustellen.

Wenn dein Baby ein sehr ineffektiver Trinker ist oder noch sehr müde und schwach, ist es auch hilfreich, immer mit geöffnetem Schlauch zu stillen.

Je dicker der Schlauch deines BES, desto mehr Milch fließt. Je dünner, desto mehr muss sich dein Baby anstrengen.

Schlauch-Stillen vermeiden: Manche Babys sind klug. Sie lernen, aus dem Schlauch die Milch zu saugen, anstatt effektiv an der Brust zu trinken. Das hilft der Brust leider nicht, weiterhin mehr Muttermilch herzustellen. Deshalb solltest du das vermeiden. Manchmal hilft es, den Schlauch anders zu positionieren, ein Stück aus dem Mund des Babys herauszuziehen. Manchmal hilft es, den Milchfluss abzuklemmen.

Auch mal ohne BES stillen: Nicht jeder Stillvorgang muss viel Milch ans Babys übertragen. Ihr könnt auch zwischendurch einfach kuscheln und dein Baby stillt aus einem der vielen Gründe, die nichts mit Milch zu tun haben. Oder ist mit der Milchmenge zufrieden, die es dabei bekommt. Diese Stilleinheiten können für euch beide so entspannt und schön sein – suche danach. (Der Tipp gilt nicht, wenn dein Baby noch sehr schwach ist und dadurch zu viel Energie verbraucht, ohne genug Energie zurückzubekommen.)

Wann geht es ohne Brusternährungsset?

Das Zufüttern ist nicht mehr nötig: Dein Baby trinkt effektiv und du hast genug Milch. Klar lasst ihr jetzt das Brusternährungsset weg.

Es ist nichts für euch: Du hast es ausprobiert. Du findest es unintuitiv oder zu friemelig oder zu aufwändig. Du bist keine schlechte Mama, wenn du das Brusternährungsset weglässt. Das Leben mit Baby soll ja nicht nur aufwändig und kompliziert sein, sondern auch schön. Wenn die Balance nicht stimmt, dann ändere etwas.

Du willst auf die Flasche umsteigen und klassisch teilstillen: Es kann gut funktionieren, langfristig teilzustillen und zuzufüttern. Ich habe das bei meinen Babys teilweise jahrelang so gemacht. Voraussetzung ist, dass dein Baby oft und effektiv an der Brust trinkt – oder wenn nicht, du regelmäßig die Brust entleerst mit der Hand oder der Pumpe. Weiterhin solltest du langsam und stillfreundlich die Flasche geben, und vor allem: viele Gelegenheiten schaffen, zwischendurch gemütlich zu stillen, so dass ihr beide Freude daran habt.

Sind noch Fragen offen geblieben? Gerne beantworte ich sie in den Kommentaren!

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